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letzte Aktualisierung:
10/08/07

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Die Kelten – allgemeine Informationen
 

Als „keltische Zeit“ werden die letzten 5 Jahrhunderte vor Christus bezeichnet, doch muss man sich bei der Frage „Wer waren die Kelten?“ oder „Woher kamen die Kelten?“ darüber im Klaren sein, dass die vorhergehenden Jahrhunderte der sog. „Hallstattzeit“ (frühe Eisenzeit; ca. 800-500 v. Chr.) wichtiger Nährboden für die Entstehung der Kelten waren, ohne die diese Kultur sicher nicht entstanden wäre. Letztlich gründet die Entstehung einer keltischen Kultur in der sog. „Urnenfelderkultur“ der späten Bronzezeit (ca. 1300-800 v. Chr.).

Sicher ist inzwischen, dass die Kelten nicht in Mitteleuropa eingewandert sind, sondern dass sie sich in einem Kerngebiet entwickelten, das etwa zwischen der Marne im Westen und der oberen Donau im Osten liegt. Die Ausdehnung der keltischen Kultur im 4. Jh. v. Chr. wird von großen Wanderungen getragen, welche die Kelten bis an die Atlantikküste im Westen und bis zum Schwarzen Meer im Osten, ja sogar bis in das Innere der Türkei führten. In den letzten 3 Jahrhunderten ist also ein großer Streifen nördlich der Alpen gänzlich von Kelten besiedelt; ihre Stammesgebiete enden an den Mittelgebirgen, wo sie als nördliche Nachbarn die Germanen haben. Diese Mittellage zwischen Germanen einerseits und Römern andererseits sollte der keltischen Welt um die Zeitenwende zum Verhängnis werden, als die keltischen Stämme zwischen den von Norden hereindringenden Germanen und den von Süden immer mehr Land erobernden Römern sozusagen zerrieben wurden.

Die Kelten (griechisch „Keltoi“; römisch „Galli“) haben keine Schriftzeugnisse über sich selbst, ihre Religion oder ihr Staatswesen hinterlassen, obwohl Caesar in seinem Kommentar zum Gallischen Krieg berichtet, dass die Kelten der griechischen Schrift mächtig waren und Verwaltungstexte in dieser Schrift abfassten; überliefert sind jedoch nur einzelne Namensinschriften auf Gräbern in griechischer Schrift. Für zeitgenössische Schilderungen der Kelten sind wir daher ausschließlich auf die Überlieferung durch griechische und römische Schriftsteller angewiesen, die in den Kelten in erster Linie schreckeinflößende, feindliche „Barbaren“ sahen. Einzelne Aspekte des Aussehens eines typischen Kelten und auffällige Gewohnheiten lassen sich diesen meist politisch gefärbten Quellen jedoch durchaus entnehmen. So war es bei den keltischen Kriegern Sitte, sich die schulterlangen Haare mit Kalkmilch zu tränken und sie in starren Strähnen nach hinten zu streichen. Auch von blauer oder schwarzer Körper- und Gesichtsbemalung ist die Rede. Anders als die gesitteten Römer und Griechen tränken die keltischen Barbaren den Wein „ungemischt und in rauen Mengen“, seien streitlustig und würden auch untereinander häufig im Krieg liegen. Dieses Bild des unzivilisierten, schreibunkundigen, zwar tapferen aber unbeherrschten „Barbaren“ ist jedoch nur eine – sehr subjektiv aus der Sicht der damaligen Feinde der Kelten gezeichnete – Seite der Kelten. Sie hatten ein hochentwickeltes Handwerk, führten in Mitteleuropa den Eisenpflug und die eiserne Sense ein, umspannten erstmalig für unsere Breiten Holzräder mit Eisenfelgen und stellten künstlerisch sehr hochstehende Schmuckstücke aus Eisen, Gold, Silber und Bronze her.

Schon die Vorgänger der Kelten, die Menschen der Hallstattzeit, waren mit den mediterranen Hochkulturen der Etrusker und Griechen in Berührung gekommen. Keltische Stammesteile besetzten im 5. Jh. v. Chr. die Poebene und legten in den letzten Jahrhunderten v. Chr. dort große Städte an. Die Kelten übernahmen viele Einflüsse aus der mediterranen Kunst und aus der Lebensart des Mittelmeerraumes, ohne dass ihre charakteristische Eigenständigkeit davon in irgendeiner Weise überprägt wurde. Vielmehr wandelten sie neue Eindrücke und Ideen in den typisch keltischen Stil um, der durch hohe Abstraktionsfähigkeit und Stilisierkunst gekennzeichnet ist.

Die Kelten lebten bis zur Mitte des 2. Jh. v. Chr. fast ausschließlich in dörflichen Siedlungen, betrieben Viehzucht und bauten Getreide und Gemüse an. Daneben gab es auch Handwerker, die wohl zumindest teilweise als Wanderhandwerker arbeiteten und so den keltischen Stil weit verbreiten halfen. In archäologischen Hinterlassenschaften germanischer Stämme sind beispielsweise Importstücke keltischer Kunst in nicht geringer Zahl vorhanden.

Erst gegen Mitte/Ende des 2. Jh. v. Chr. kam es zur Herausbildung der von Caesar als “Oppida” (Singular: Oppidum) bezeichneten stadtähnlichen befestigten Großsiedlungen. Diese sind gekennzeichnet durch eine Umwehrung mit einer Mauer, in der mehrere Zangentore die Eingänge bildeten. In den Oppida wurde Handel getrieben, der zentrale Markt für ein größeres Einzugsgebiet ist hier zu suchen. Darüber hinaus gab es Werkstätten von Handwerkern aller Art; das Oppidum war zugleich religiöses Zentrum mit Kultbauten und dafür verantwortlichen Druiden. Man kann wohl davon ausgehen, dass Stammesversammlungen ebenfalls in diesen zentralen Orten stattfanden. Allerdings kann keines der mitteleuropäischen Oppida als „Hauptstadt“ im eigentlichen Sinne bezeichnet werden. Jedes Oppidum war zentraler Ort für ein bestimmtes Territorium, wobei im Gebiet eines keltischen Stammes durchaus auch mehrere Oppida liegen konnten.

Die Kelten verschwinden mit dem Vordringen von Römern und Germanen um die Zeitenwende von der historischen Bühne, wobei sie jedoch keineswegs ausgerottet wurden, sondern in der überlegenen römischen Kultur aufgingen.
Allerdings kann man sicherlich davon ausgehen, dass – heute nicht mehr erkennbare – Züge der keltischen Kultur bis in unsere Zeit überdauert haben und so mitverantwortlich sind für das heutige Bild der mitteleuropäischen Völker und Nationen.
                                                                                                                            
Andrea Zeeb-Lanz

 

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