Altburg bei Bundenbach
“... elf Häuser der keltischen Burganlage von unterschiedlicher Funktion und Größe wur- den bei Bundenbach (Rheinland-Pfalz) rekonstruiert. Über dem 70 m tief eingeschnitte- nen Tal des Hahnenbachs, eines Nebenflüsschens der Nahe, liegt auf einem steilen Bergsporn die “Altburg”, eine spätkeltische Befestigungsanlage eines lokalen Herrschers, die vom 3. bis zum 1. Jh. v.Chr. bewohnt war. Die Bautätigkeit ist dendrochronologisch bis für das Jahr 77 v.Chr. bezeugt. Hinweise für eine Nutzung auch nach den Gallischen Kriegen (58-51 v.Chr.) haben sich nicht gefunden.
In den Jahren 1971-1975 wurde das mit einer 6 m breiten Mauer, einer typischen keltischen Pfostenschlitzmauer, umwehrte, 1,5 ha große Burgplateau durch das Rheinische Landesmuseum Trier (R. Schindler) großflächig freigelegt. Zu Tage kamen dabei die Fundamentierungen der Bauten: mehr als 3600 in den anstehenden Schiefer getriebene Pfostengruben. Die größten Häuser der Burg befanden sich in einem von einem stabilen Palisadenviereck umschlossenen Areal, in dem sich als ungewöhnliches Bauwerk ein in den Fels getriebener Keller fand.
Nach Abschluss der Grabung verschwand die freigelegte Felsoberfläche mit den Bau- spuren wieder unter einer dicken Erdschicht, nur auf der Oberburg wurde - als touris- tische Attraktion - die ursprüngliche Bebauung rekonstruiert. Hier wurden 1985-1988 von der Ortsgemeinde Bundenbach und den Rheinischen Landesmuseum Trier fünf Wohn- häuser und fünf Speicher als pfostenlochgetreue Rekonstruktionen im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme errichtet. Über dem Keller wurde hingegen ein mächtiger Schutzbau errichtet, um die Fundsituation auch weiterhin sichtbar zu erhalten. Eine 2 m hohe Palisadenwand umschließt wie ehemals die Anlage.
Die mit neuzeitlicher Technik und heutigen Werkzeugen hergestellten Hausrekonstruk- tionen können, obwohl sie an ursprünglicher Stelle errichtet wurden, einer kritischen Begutachtung nicht standhalten, denn zu deutlich zeigt sich die moderne Bautechnik. Die Balken sind nicht gebeilt, sondern gesägt und mit dem “Schrupphobel” bearbeitet, die Dächer sind von professionellen Handwerkern hergestellte Reetdächer (statt Stroh- dächer), die Innenräume sind dürftig ausgestattet. Im Gegensatz zu Rekonstruktions- zeichnungen, in denen über ungelöste konstruktive Punkte hinweggegangen werden kann, hängt die Glaubhaftigkeit von Rekonstruktionen jedoch von der “richtigen” Ausführung der Details, vom richtigen Material, der sorgfältigen Bearbeitung und der “zeitgemäßen” Ausführung. “Besonders hinsichtlich der Ausführung von Details”, liest man im Führungsblatt, “daß die Rekonstruktionen ein Kompromiß sind zwischen den archäologischen und baugeschichtlichen Vorgaben und den finanziellen, technischen und personellen Möglichkeiten”.” aus: Schmidt, Hartwig (2000) 89 f. zur Übersicht
zum Seitenanfang
|