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letzte Aktualisierung:
10/08/07

 

 

 

 

 

 

 

 

 


“Das Oppidum von Kastel-Staadt
(bei Saarburg)

Am Nordausgang eines längeren Durchbruchstales durch die Westausläufer den Hunsrücks wird die Saar im Westen auf kurzer Strecke von Steilwänden des Buntsandsteins gesäumt. Die Hochfläche zwischen Mosel und Saar (Saargau) fällt hier fast 200 m zur Talaue ab. Entsprechend tief einschneidende Nebentälchen schufen den eindrucksvollen Plateausporn von Kastel, der auf drei Seiten von klippenartigen Felsenwänden natürlich begrenzt ist. Ein mächtiger Wallzug von gut 200 m Länge mit vorgelagertem Graben riegelt eine natürlich Engstelle gegen die westlich anschließende Hochfläche und weist das etwa 30 ha große Plateau insgesamt als Befestigung aus. Der Wall besitzt heute noch eine Höhe von mehr als 7 m auf seiner Außenflanke und auf der Gegenseite der noch gut nachvollziehbaren Grabenmulde hat sich seit dem Mittelalter der Kern des Dorfes mit dem entsprechenden Namen Kastel eingerichtet. Der alte Zugang bzw. die Toranlage der Befestigung dürfte in dem mehrfach erweiterten Durchbruch gelegen haben, den heute noch die Straße benutzt. Bei einer Abgrabung konnte hier 1956 flüchtig ein Wallprofil aufgenommen werden. Erwartungsgemäß war der Außenfrontbereich der im Wall vorauszusetzenden Mauerruine durch die jüngere Bebauung bis auf den Grund abgegraben worden. Der Wall bestand insgesamt aus nach außen rampenartig ansteigenden Schüttungen ohne Rückfront. Im unteren Bereich legen massive Steinanreicherungen nahe, dass der vorgelagerte Graben künstlich bis in den anstehenden Fels hinunter abgetieft wurde. Von der umfangreichen Innenraumbesiedlung aus römischer Zeit sind keinerlei Relikte in den Aufschüttungsboden des Walles gelangt, der bisher auch keinerlei Epochentypische Befestigungsmerkmale jener späten zeit geliefert hat. Die Fortifikation muss also älter sein. Und entspricht in ihrem bekannten Aufbau so sehr eisenzeitlichen Holz-Erde-Stein-Mauern, dass schon nach der Bauweise eine entsprechende Zeitstellung zu vermuten ist. Profilaufbau und fehlende Rückfront legen in Anlehnung an das unweit westlich gelegene Oppidum vom Titelberg (Luxemburg) auch in Kastel die Bauweise eines murus gallicus nahe. Ob auch hier eine mehrphasige Erneuerung der Wehrmauer vorgenommen wurde, muss derzeit offen bleiben, erscheint aber sehr wohl möglich.

Seit der Frühzeit altertumskundlichen Interesses ist Kastel nicht nur als prominente römische Fundstelle bekannt, sondern hat auch eine beachtliche keltische Münzreihe geliefert. Diese bezeichnende Fundgruppe zusammen mit Art und Umfang der Befes-
tigung sprach seit langem für die Existenz eines spätkeltischen Oppidums an dieser Stelle. Ungeachtet reger Bautätigkeit und erschreckender Substanzverluste während der Nachkriegszeit fanden dort fanden dort jedoch erstmals 1997 systematische Ausgrabungen statt. Die Untersuchung von zwei Baugrundstücken fast genau im Zentrum der Befestigung kann zwar nur als Stichprobe betrachtet werden, hat aber mit einer mehrphasigen dichten Holzbebauung spätlatènezeitlich-früheströmischer Zeitstellung die Ansprache als Oppidum bestens bestätigt. Relativ zahlreiche Scherben republikanischer Amphoren geben nicht nur chronologische Hinweise, sondern werfen auch ein Licht auf den hier gepflegten Lebensstil. Nach einer erheblichen Konzentration von Eisenschlacken muss der untersuchte Bereich als Wohn- und Handwerksareal gelten. Ob sich davon, analog zu anderen Oppida, Bereiche absetzen lassen werden, die öffentlichen und religiösen Funktionen gewidmet waren (vgl.
Pommern, Wallendorf), muss die Zukunft zeigen.

Mit dem Torzugang war die Erschließungsachse des keltischen Oppidums wie der nachfolgenden Besiedlung bis heute vorgegeben und etwa identisch mit dem Scheitel des Plateaurückens und dem Verlauf der Dorfstraße. Nach den Ausgrabungen und älteren Beobachtungen kann sowohl in keltischer wie in römischer Zeit die Hauptbesiedlungskonzentration in einem Wegeraster entlang der Torachse und im Zentrum angenommen werden. Wegen der einseitigen Verkehrsanbindung gehört vermutlich auch der wallnahe, ebene Innenraum zum zentralen Siedlungsbereich.

Aufgrund bisher noch spärlicher Hinwese bestand das Oppidum wohl schon im Zeitraum um 100 v.Chr. Nach kleinräumigen älteren Spuren war das Gelände zuvor zwar nicht unbedingt unbesiedelt. Wie bei vielen, wenn nicht den meisten Oppida ist die Anlage der großräumigen Befestigung am Standort aber ein Neubeginn. Für eine ältere Nutzung nach Art der deutlich kleineren Burgen wie Bundenbach oder selbst Otzenhausen bietet gerade das Plateau von Kastel erkennbar keine geeigneten Bedingungen. Es ist sinnvoll, sich vor Augen zu halten, dass jeden älteren Burgen zur Gründungszeit der Oppida noch existierten und vielleicht gerade erst durch das Aufkommen der neuen, großflächigen und großräumiger organisierten Zentren ihre Daseinsberechtigung einbüßten.

Im Gebiet des von Caesar erstmals erwähnten bedeutenden Gallierstammes der Treverer ist Kastel eines von vier Oppida neben Pommern, Wallendorf, und „Titelberg“ (Luxemburg). Die Besiedlung lebt grundsätzlich bis in römische Zeit hinein fort, jedenfalls deutlich bis in das 1.Jh.n.Chr. Ein Bedeutungsverlust in römischer Zeit deutet sich aber an. Die römische Steinbebauung, die noch im frühen 19.Jh. ein großes Ruinenfeld bildete, geht nämlich im Wesentlichen wohl erst auf das 3.-4. Jh.n.Chr. zurück, als hier offensichtlich ein Kleinzentrum (vicus) existierte. Obwohl die treverischen Oppida mit der Neuorganisation Galliens unter Augustus und der Gründung von Trier (17 v.Chr.) ihre Funktion als überregionale Zentralorte verloren, bewahrten nach bisherigem Kenntnisstand alle als vici oder Heiligtümer eine gewisse Mittelpunktfunktion. Diese Kontinuität mit abgestufter Bedeutung, die wesentlich zum Prozess der Romanisierung gehört, trifft wohl auch auf Kastel zu, nach den jüngsten Ausgrabungen wohl aber nur in Teilbereichen.

Spekulationen, wonach sich der zunächst reduzierte Fortbestand der keltischen Stadt in römischer Zeit eher an die Tradition eines Heiligtums als an aktuelle Lagegunst knüpfte, finden ihren Grund in der vergleichenden Beurteilung der Verkehrssituation: Dominierender Gesichtspunkt für die keltische Gründung war unzweifelhaft die Befes-
tigungstopographie. Die Distanzen zu den nächsten Oppida
Metz (56 km), Titelberg (51 km) und Wallendorf (39 km) sicherten zwar ein ausreichendes Einzugsgebiet, doch mussten sich wirtschaftliche Gesichtpunkte zweifellos der Topographie unterordnen. War die Saar auch sicher schon in der Antike ein Wasserweg, so lässt sich doch Kastel beim besten Willen nicht als idealer Umschlagsplatz ansehen. Noch heute führt nur ein einziger Fußsteig aus der Befestigung über die Steilhänge 200 m tief zu Tal. Das rück-
wärtige Plateau wird schon westlich der Saar auch von der Mosel erschlossen. Seit augusteischer Zeit, spätestens 17 v.Chr., passiert ein Strang der gallischen Haupt-
achse
LyonMetzTrierKöln Kastel westlich in 6 km Abstand. Der Rücken auf dem diese Römerstraße verläuft, wird allerdings von Kastel durch das tief einschneidende Leuktal getrennt, das in Sichtweite 4 km weiter nördlich bei Saarburg in die Saar mündet. Nachdem die Linienführung der römischen Reichsstraßen unter großräumigen Gesichtspunkten, ohne Rücksicht auf die älteren Zentren, festgelegt war, geriet Kastel verkehrsmäßig und damit wirtschaftlich ins Abseits. Die Schutzlage der Gründungszeit war unter den politisch-militärischen Bedingungen des römischen Imperiums überflüssig geworden und verkehrte sich in einen Standortnachteil.

Naturgeschichte, Archäologie und Geschichte des nicht nur durch seine landschaft-
lichen Reize bemerkenswerten Plateaus sind durch einen Rundweg mit zehn ausge-
schilderten Stationen erschlossen. Ausgangspunkt ist der Parkplatz hinter dem Dorf.

au: Hans Nortmann – in: S. Rieckhoff, J. Biel: Die Kelten in Deutschland. Stuttgart 2001, 388-390.

TK 6405 – L 6504
Rheinisches Landesmuseum Trier

Literatur:
K.H. Koch / R. Schindler: Vor- und frühgeschichtliche Burgwälle des Regierungsbezirkes Trier
und des Kreises Birkenfeld. Trierer Grabungen u. Forsch. 13,2 (Trier 1994) 127-130 Plan 82.

H. Nortmann: Die eisenzeitlichen Burgwälle des Trierer Landes. In: A. Haffner / A. Miron (Hrsg.):
Studien zur Eisenzeit im Hunsrück-Nahe-Raum. Trierer Zeitschr. Beih. 13 (Trier 1991) 121-140. 

 

 

 

 


Kastel-Staadt – Berge wie Bastionen
 

Wer durch das untere Saartal fährt, benötigt keine Vorkenntnisse zur Lokalisierung vorgeschichtlicher Festungen. Die Topographie weist in der landschaftlich beein-
druckenden Passage zwischen Merzig und Saarburg den Weg. Herausgewitterte Gebirgssockel und die schmalen Bergrücken zwischen den Flussbiegungen boten sich für Bastionen geradezu an, ohne dass es allerdings zu Grußbauten wie auf dem
Titelberg in Luxemburg oder auf dem Dollberg bei Otzenhausen („Hunnering“) gekommen wäre. An der Saarschleife bei Mettlach sind Reste einer keltischen Burg („Montclair“) erkennbar und auf dem Kasteler Hochplateau gegenüber von Serrig besteht noch ein Abschnittswall. Mehr als dieses 260 m langen Sperrriegels bedurfte es nicht. Nach drei Seiten fällt der vorspringende Sandsteinfels fast 200 m senkrecht ab. Nur zur flachen Westseite musste man sich mit einer mächtigen Mauer abschotten.

Der alpin anmutende Sporn ist gleichermaßen aus dem Saartal wie von der Bergnase imponierend … Die aufgeladene Symbolik (Eremitage bzw. Klause) verhinderte die weitere Plateaubebauung durch den Ort Kastel – weniger dessen Ausgreifen über dem spätlatène-
zeitlichen Keltenwall. An den Seiten verraten noch etwa
sieben Meter hohe Hangstufen Verlauf und einstige Größe. … Erst jüngste Grabungen erbrachten den Nachweis der in Deutschland weniger verbreiteten Technik, im so genannten Murus-Gallicus-Verfahren. Anders als beiden üblichen Pfostenschlitzmauern mit vorgeblendeter Balkenfront wurde hierbei ein Holzrahmengerüst gezimmert oder vernagelt, wobei die Balkenköpfe vorne herausschauten.  Die Zwischenlagen verfüllte man mit Steinen. In anderen Versionen wir am Titelberg in Luxemburg, steigerte hinten abgesenktes Strebewerk noch die Stabilität. Anerkennend schrieb Julius Caesar nach entsprechend leidvoller Erfahrung in deinem „Gallischen Krieg“ über die Murus-Gallicus-Konstruktion „Wie ein solches Mauerwerk einerseits nicht hässlich ist, so hat es andererseits vor allem  den sehr großen Vorteil, ein sicherer Schutz zu sein, da die Steine die Balken vor Feuer, und die Balken diese gegen die Mauerbrecher schützen.“

Ein profilartig aufgebautes Modell verdeutlicht im Rheinischen Landesmuseum von Trier die Struktur der Kasteler Mauer.

Historischer Lehrpfad mit 10 Schautafeln – 2 km Länge.
Sehr beeindruckender
Felsenpfad – 3 km Länge

Trierer Landesmuseum (Vorgeschichtsabteilung):

  • Ringwallmodelle, Tornachbau,
  • Funde der Nekropole von Morbach-Wederath („Belginum“)

aus: Klein, Thomas F.: Wege zu den Kelten. 100 Ausflüge in die Vergangenheit. Stuttgart 2004, 160 f.

 

Rheinisches Landesmuseum, Weimarer Allee 1
54290 Trier,
0651-97740

Di-Fr    09:30-17:00 Sa/So  10:30-17:00

 

 

 

 

 

 


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über das OPPIDUM
“Kastel” bei Saarburg ???

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