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letzte Aktualisierung:
10/08/07

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Wildenburg


“In Rheinland-Pfalz finden sich neben dem Donnersberg zwei Rekonstruktionen keltischer Befestigungen: In der Nähe von Kempfeld wird die Wildenburg, ein siedlungsfeindlicher Bergrücken im Hunsrück, durch einen Rundweg erschlossen, der den Wanderer an der höchsten Burgruine des Landes (675 m ü. NN), einem römischen Bergheiligtum und einer spätantiken Befestigung vorbeiführt. Von dem keltischen Oppidum haben sich die Überreste der Burganlage aus dem 3.-1. Jh. v.Chr. als breite Steinwälle erhalten, die eine 5 ha großes Gebiet umschließen. Nach Ausgrabungen des Rheinischen Landesmuseums Trier wurden zwei kurze Mauerstücke rekonstruiert.”
                                                                                                                    
aus: Schmidt, Hartwig (2000) 95
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Die Wildenburg - Die keltische Ringwallbefestigung
Auf dem südlichen Höhenzug des Hunsrücks, der mit dem Hohen Hunsrück (Hoch- und Idarwald) parallel verläuft, mit den Dollbergen im Südwesten beginnt und mit dem Wildenburgrücken (zwischen Idar- und Fischbachtal) nordöstlich endet, liegen einige Ringwälle aus vorgeschichtlicher Zeit: Der noch jenseits der Landesgrenze, im benachbarten Saarland, liegende große Ringwall bei Otzenhausen (Kreis St. Wendel), das Vorkastell zwischen Börfink und Abentheuer, der Ringskopf zwischen Kirschweiler und Allenbach und die spätere (mittelalterliche Wildenburg bei Kempfeld. Auch die Altburg bei Bundenbach, die in der gleichen Richtung gehört, gehört in diese Gruppe. - Entlang der Nahe gibt es eine ähnliche Reihe keltischer Anlagen: auf dem Momberg bei Selbach, auf dem Elsenfels bei Nohfelden (beide Kreis St. Wendel im Saarland), die Altburg bei Hoppstädten-Weiersbach, die Ringmauer bei Fischbach und der Schlackenwall auf dem Bremerberg bei Kirnsulzbach – um nur die wichtigsten in unmittelbarer Nähe zu nennen.

Sie gehören alle den letzten vorchristlichen Jahrhunderten an (Latènezeit; Hunsrück-Eifel-Kultur; Kultur der keltischen Treverer) und dienten der eingesessenen Bevölkerung als Fliehburgen1 beim Einfall oder Durchzug fremder Völkerschaften; zeitweise und zum Teil sind es auch Siedlungsplätze gewesen. Gerade der mächtigste und bekannteste dieser Ringwälle, der Ringwall bei Otzenhausen, im Volksmund Hunnenring genannt (obgleich es eigentlich Hünenring = großer Ring heißen müsste), und die erst in jüngster Zeit eingehend erforschte Anlage bei Bundenbach, die so genannte Altburg 1, waren im Innern mit Hütten bestanden und Generationen hindurch bewohnt. Die Ringmauer bei Fischbach und der Schlackenwall bei Kirnsulzbach lassen zudem die Vermutung aufkommen, dass beide, – noch andere oder gar alle –, mit dem vorgeschichtlichen Bergbau auf Eisen und Kupfer im Zusammenhang standen. Die unmittelbare Nachbarschaft der Ringwälle mit den Vorkommen dieser Metalle einerseits und den mit Totenbeigaben reich ausgestatteten Begräbnisplätzen andererseits, der so genannten Fürstengräber², ist im Nahe-Hunsrück-Raum sehr auffallend.
Julius Caesar, der von den eingesessenen keltischen Treverern um die Mitte des letzen vorchristlichen Jahrhunderts ins Land gerufen wurde, hat diese Ringwälle, die er casatella oder – wenn sie besiedelt waren – oppida nennt, in seinem Kriegsbericht DE BELLO GALLICO beschrieben, ohne jedoch ihre geographische Lage angeben oder gar ihre Namen vermitteln zu können. Seine Beschreibung der Anlagen darf jedoch verallgemeinert werden, was die grabenden Archäologen auch für die Hunsrückringwälle bestätigen.
Die Mauern dieser Anlagen, von Caesar murus gallicus genannt, werden von einer fachwerkartig mitverbauten Balkenkonstruktion zusammengehalten; Mörtel war damals ja noch unbekannt. Diese nach dem Verfaulen des Holzes wallartig zusammengestürzten Trockenmauern waren also wesentlich höher als heue erkennbar, hatten zudem hölzerne Tore und als Abschluss oben hölzerne Palisaden. Die zum Bau der Anlagen notwendigen Steine konnten leicht zusammengetragen werden, weil alle diese Ringwälle³ auf verwitterten Quarzitkuppen mit mächtigen Steinhalden (so genannten Rosseln oder Blockmeeren) lagen. Auch das notwendige Bauholz war in den nahen Wäldern verfügbar. Das Teilstück einer solchen Mauer ist vom
Rheinischen Landesmuseum Trier auf dem Wildenburggelände rekonstruiert worden.

Der Ringwall bei Otzenhausen, der „Hunnenring“, wurde bereits im letzten Jahrhundert eingehend untersucht und hat im einschlägigen Schrifttum gebührende Beachtung gefunden. Die noch gut erkennbare Anlage auf dem Ringskopf ist in den Dreißigerjahren unseres Jahrhunderts eingehend erforscht worden. Die Altburg bei Bundenbach, deren zusammengestürzte Wälle von der Vegetation überzogen worden waren, ist erst in jüngster Zeit richtig erkannt und freigelegt worden, was eine repräsentative Publikation des Grabungsleiters zur Folge hatte. (Schindler 1977). Die Reste dieser Anlagen vermitteln zusammengenommen ein gutes Bild „vom Aussehen und der inneren Or-
ganisation einer befestigten Treverersiedlung und haben unsere Vorstellung auf einen neuen Stand gebracht“ (A. Haffner).

Auch auf der Wildenburg sind in den frühen Dreißigerjahren archäologische Untersuchungen angestellt worden, deren Ergebnisse P. Steiner (1932) zusammengefasst hat. Vor ihm, Ende des letzten Jahrhunderts, hatte sich bereits J. Kofler mit der Anlage auf dem Wildenburgerkopf befasst und darüber geschrieben. Ihm verdanken wir die älteste Situationsskizze, die in der heimatkundlichen Literatur mehrfach erscheint, zuletzt in der vom Hunsrückverein herausgegebenen Büchlein „Rund um die Wildenburg“ (1975).

 

R. Schindler beschreibt die Anlage auf dem Wildenburgkopf (1978) folgendermaßen:

„Beim Bau der hoch- oder spätmittelalterlichen Burg sind entscheidende Teile der bedeutend umfangreicheren vorgeschichtlichen Höhenburg beseitigt worden. Beseitigt worden. Zerstört wurden im Mittelalter die westlichen Abschnitte zweier langgezogener, halbkreisförmiger Walllinien, die sich um den länglichen Felskopf ziehen. Die über 300 m lange Nordseite der Anhöhe bildet einen stark abschüssigen, von Gesteinsmassen bedeckten Hang, in dessen oberem Rand die Reste einer Pfostenschlitzmauer (vom Typ Preist) verborgen sind. Am Ostende dieses besonders hoch gelegenen Burgteils ragt eine gradlinige, natürliche Felswand aus dem Untergrund hervor. An sie schließen unmittelbar die beiden erwähnten halbbogenförmigen Wälle an. Sie haben eine breite Außenböschung und sind wegen des abfallenden Geländes an den Innenseiten jeweils nur schwach geböscht. Wie in Otzenhausen, Allenbach oder Börfink hat sich auf den Steinen des Walles keine Spur einer Vegetationsdecke gebildet. – Der obere Wall ist ungefähr in der Mitte unterbrochen. In der knappen Lücke zwischen den beiden, leicht versetzten Enden darf man einen alten Zugang vermuten. Dasselbe trifft für die Lücke mit stärker eingebogenen Enden im westlichen Teil des Vorwalles zu. Auch hier wird in alter Zeit ein Tor gelegen haben. Der heutige Waldweg berührt das auslaufende, durch den Bau der mittelalterlichen Burg beseitigte Ende des Vorwalles und verlässt diesen durch einen künstlichen Einschnitt an der Ostseite. 500 m östlich des Tordurchlasses im oberen Wall befindet sich eine Quelle mit einer Ablaufrinne und stark eingetieften Seitenböschungen. Das geradlinige Stück eines isoliert liegenden Querwalles im Westteil zählt zu den Überresten der mittelalterlichen Befestigung, deren Turm auf der heutigen Aussichtsplattform gelegen hat. Ein Felsloch im oberen Abschnitt des vorgeschichtlichen Burginnengeländes wird als alte Zisterne gedeutet. Ausgrabungen haben bis auf einen kleinen Testschnitt an der nördlichen Hangseite bisher nicht stattgefunden. – Die Breite der Pfostenschlitze der Nordmauer spricht, in Ermangelung von datierbaren Funden, für eine Entstehung des Hauptwalles in der Frühlatènezeit. Ob dies auch für den Vorwall zutrifft, wäre durch weitere Sondierungen zu klären. Der idyllische Platz vor den aufragenden Naturfelsen hat den Namen Hexentanzplatz. Man glaubt, darin die Bezeichnung für einen einstigen Kultplatz erblicken zu müssen.“

... Keinesfalls haben auf dem Wildenburgrücken in der in Frage stehenden Zeit4 Römer gelebt, bestenfalls romanisierte Kelten. Die Römer bildeten nur eine dünne Oberschicht aus Beamten, Offizieren, Baumeistern und Kaufleuten in den von ihnen errichteten Städten und Kastellen an den Flüssen und in den Flussniederungen des Landes. Das unwirtliche gebirgige Waldland blieb ganz den keltischen Einwohnern überlassen, die jedoch während der annähernd dreihundertjährigen römischen Okkupation des linksrheinischen Landes schnell romanisierten, d.h. römische Kultur- und Lebensweise annahmen, so dass sie als Kelten kaum noch fassbar sind. Sie bauten nach römische Vorbildern steinerne Häuser und Bauernhöfe, legten sich latinisierte Namen zu und dienten als Soldaten in den Legionen und Legionslagern beiderseits des Rheins. (...)

Was aus der keltischen Ringwallanlage während der römischen und nachrömischen Zeit geworden ist, bleibt (...) unergründbar. Verkohlungserscheinungen des Gesteins lassen bei den im Melaphyr gelegenen Ringwällen darauf schließen, dass sie durch Ausbrennen der Balkenkonstruktion in den Mauern gewaltsam zerstört wurden, wobei natürlich ungewiss bleibt, in welchem Zusammenhang ihre Zerstörung zu sehen ist. Auch der Ringwall auf dem Wildenburgkopf dürfte gewaltsam zerstört und danach siedlungsgeschichtlich bedeutungslos geworden sein.“

Anmerkungen der Red:
1Inzwischen ist die Interpretation der Ringwall-Anlagen als Fliehburgen der Deutung im Rahmen einer Oppida-Zivilisation gewichen
²Der Autor unterscheidet hier nicht zwischen den latènezeitlichen Stadtanlagen und den hallstattzeitlichen Fürstengräbern.
³Im Bereich des beschriebenen Beispiels
4 i.e. in der nachkeltischen Römerzeit

aus: Klaus Eberhard Wild: Zur Geschichte der Wildenburg.
in: Hunsrückverein e.V. (Hrsg.): Die Wildenburg. Geschichte und Gegenwart Kempfeld 1984, 17-21. (gekürzt)

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Literaturhinweise:

Kofler, J.:   

Vier Ringwälle im Hochwald. Trier 1889

Steiner, P.:  

Vorzeitburgen des Hochwaldes. Bernkastel-Kues 1932

Hoppstädter, H.:

Vorzeitburgen auf dem Wildenburgrücken.
Jahrbuch des Hunsrückvereins. Bernkastel-Kues 1962
Hunsrückkalender. Simmern 1962

Schindler, R.:

Die Altburg von Bundenbach und andere spätkeltische Befestigungen im Trevererland. Mainz 1977

Schindler, R.:  

Artikel Wildenburg. Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern.
 Bd. 34. Westlicher Hunsrück. Mainz 197
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Wanderung durch zwei Jahrtausende

Auf dieser Wanderung begegnen Ihnen Kelten, Römer, und die Grafen der Wildenburg. An historischer Stätte wurde im Juli 1997 der Geschichtslehrpfad "Wanderung durch zwei Jahrtausende" eröffnet. 
Auf der ca. 1,5 km langen Wanderung, die ca. eine Stunde in Anspruch nimmt, erlebt der Besucher anhand von 13 übersichtlich gestalteten Schautafeln die wechselvolle historische Entwicklung der Wildenburg. (aus: www.kempfeld.de)

Details (lediglich die keltische Zeit betreffend):

Informationen über die Kelten im Nahetal und Hunsrück

Informationen über die Römer im Nahetal und Hunsrück

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“WILDENBURG” bei Kempfeld ???

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